Erfolg durch Dummheit und Fleiß
Sicherlich kennt auch ihr die »überstudierten« Sportler, die alles hinterfragen, sich überall informieren, jedes Detail wissenschaftlich analysieren - und am Ende doch nichts auf die Reihe bekommen...
Diskutieren könnt Ihr in der Diskothek
Ohne Nachdenken geht es im Sport nicht, aber zu viel Kopfarbeit kann mehr schaden als nutzen. Leider werden wir überall dazu animiert, zu vergleichen, zu prüfen und Dinge in Frage zu stellen. Im Training bringt uns das nicht weiter. Im Gegenteil. Wir werden unsicher, probieren alles aus und haben immer das Gefühl, etwas falsch zu machen bzw. etwas besser machen zu können. Einem handfesten Trainer der alten Schule wird der Kamm schwellen, wenn er merkt, dass jede seiner Anweisungen mit einem »Warum?« und »Könnte man nicht auch…?« kommentiert wird. »Klappe halten! Diskutieren könnt Ihr in der Diskothek.« ist zwar pädagogisch nicht einwandfrei, aber ein eindeutiges Signal. Entweder ihr wollt trainieren oder philosophieren. Lieber suboptimal, aber konsequent. Und dazu muss man eben mal den Kopf ausschalten. Wer keinen hat, dem fällt das natürlich leichter. Diese Erkenntnis hat ein ehemaliger Trainingskamerad vor Jahren ganz platonisch und äußerst treffend formuliert: »Warum der Typ so stark ist? Kein Wunder. Der ist dumm und trainiert wie ein Ochs.«
Kopf ausschalten und anpacken
Dumm sein müsst ihr natürlich nicht, aber nachgedacht wird vor dem Training, nicht währenddessen. Es ist nicht immer einfach, zu entscheiden, welche Trainingsmethode die Richtige ist. Trainiere ich die Grundlagenausdauer mit langen Läufen oder mache ich lieber kurzes, aber knallhartes Ausdauertraining. Da gibt es kein richtig oder falsch. Entscheidung treffen, nach dem gewählten Schema so lange trainieren, bis ihr merkt, ob es euch guttut und ggf. erst dann wird eine andere Methode ausprobiert. Aber heute so und morgen so ist weder Fisch noch Fleisch. Also mit gesundem Menschenverstand nachdenken, Entscheidung treffen, Kopf ausschalten und ohne Wenn und Aber anpacken. Ihr werdet feststellen, dass dies nicht nur wesentlich produktiver ist, sondern dass bei der Form der Herangehensweise der Kopf (mangels Auslastung) auch richtig schön frei ist. Und das ist manchmal genauso viel wert, wie der Trainingserfolg.
Illustration: Stefan Brock
30. Juni 2021