Menschen

Rock 'n' Roll mit einem Catfish

Mekong Riesenwels

Vor rund 10 Jahren war ich das erste Mal in Thailand auf einem Angeltrip. Ein Geburtstagsgeschenk von meiner Frau Kristina. Der Ausflug ging an den „Bung Sam Lan Lake“ in der Nähe von Bangkok. Betreut wurde ich von Jean-Francois Helias und seinem Team. Wir fischten von einem Steg aus und konnten anfangs einige kleinere Fische verschiedenster Arten fangen. Nachdem sich Jean-Francois ein Bild von mir gemacht hatte und offensichtlich der Meinung war, dass ich den großen Fischen auch gewachsen bin, kam die Frage, ob ich bereit für einen „big one“ bin. Aber logisch, JAAA! Die Angel, die aus der Materialkiste gezaubert wurde, wäre meiner Meinung nach auch geeignet gewesen, einen LKW abzuschleppen. Ich war fasziniert und hatte Respekt. Ich hatte schon öfter schweres und starkes Gerät im Einsatz, aber das hier waren mindestens fünf Levels höher.

Der Kampf um den Rekordfang

Jetzt wurde es ernst. Der erste Fisch, der an dieser Montage hing, war schon stark, ca. 20 kg. Der Drill war anstrengend und die Arme wurden bereits stark beansprucht. Mein Guide war sehr darauf bedacht, dass ich während des Drills mindestens zwei Meter Abstand zum Rand des Steges halte. Ich fand das etwas sehr vorsichtig. Noch. Zwei Anbisse später wurde der Guide sofort nervös. Ich nahm die Rute auf und spürte sofort die enorme Kraft des Fisches. Jean-Francois, der ca. 10 Meter neben mir saß, hatte die Situation augenblicklich erkannt und rief mir zu „Matthias Rock 'n' Roll“! Diese Szene ist mit immer noch so präsent, als wäre es gestern gewesen. Jetzt wusste ich schlagartig, warum der Guide mit Kreide eine Linie auf das Holz gezogen hatte, hinter der ich auf jeden Fall bleiben musste. Bei jeder Bewegung des Fisches, die nicht in meine Richtung ging, wurde ich einen Schritt Richtung Stegkante gerissen. Diesen Schritt musste ich mir jedes Mal wieder mühsam zurückerobern. Ich weiß, dass Angler gerne zur Übertreibung neigen, aber dieser Fisch hatte so viel Power, dass ich zwischenzeitig dachte, dass ich einen Güterzug am anderen Ende der Leine hatte. Meine Unterarme brannten, das in die Leiste gestützte Rutenende drückte sich gefühlt bis zum Beckenknochen durch. Der Guide wollte nicht eingreifen, denn wäre der Fisch ein Rekord-Fang gewesen und er hätte meine Angel auch nur berührt, so wäre der Rekord ungültig gewesen. Also musste ich es alleine schaffen. Ich weiß tatsächlich nicht, wie lange das Hin und Her gedauert hat, aber letztendlich wurde die Distanz zwischen uns immer geringer und mein Guide konnte den Fisch landen. Erst jetzt wurde eindeutig klar, was ich gefangen hatte. Es war ein „Mekong Giant Catfish“ mit stolzen 42 kg! An diesen Kampf und den Fang werde ich mich auch in Zukunft gerne erinnern.

Text: Matthias Grimmer (Hobby-Angler), Foto: Privat

09. Juli 2020

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