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Individuelle Rehabilitation mit "Return to Activity"

Ansätze für eine sichere Rückkehr in den Sport

RTA

Im Rahmen der Nachbehandlung von Sportverletzungen war es lange Zeit die Regel, Rehabilitationsmaßnahmen in einen rein zeitlichen Rahmen zu packen. Im Konkreten also eine festgelegte Anzahl an Einheiten bzw. Wochen für therapeutische Übungen und daraus folgend ein festgelegter Termin für die Wiederaufnahme der Belastung. Individuelle Fortschritte bzw. das sportliche Profil des Patienten werden dabei kaum berücksichtigt. Eine Möglichkeit, die dem Rechnung trägt, ist der „Return to Activity Algorithmus“ (RTAA), ein Algorithmus, der die Rehabilitation nach einer Verletzung bzw. einer OP objektiv und messbar darstellt und das sportliche Tätigkeitsfeld und die Zielfunktionen des Patienten in den Vordergrund stellt.

Qualitative und quantitative Tests

Der RTA-Algorithmus wurde von den Münchner Therapeuten Matthias Keller und Oliver Schmidtlein zusammen mit dem Sportwissenschaftler Eduard Kurz vom Universitätsklinikum Jena entwickelt. Der Algorithmus hilft, den funktionellen Status nach einer Verletzung oder einer Operation zu evaluieren und ist in der Lage, Defizite oder Asymmetrien aufzudecken, die Risiken für eine erneute Verletzung darstellen. Die Ergebnisse entscheiden darüber, ob der Athlet bereit für den Wiedereinstig in seine Sport ist. Jedem der vier Test-Level ist ein qualitativer und quantitativer Test zugeordnet. Beide Tests müssen erfolgreich absolviert werden, um das nächste Level zu erreichen. Werden die Kriterien nicht erreicht, bekommt der Patient korrigierende Übungen, um an seinen Defiziten zu arbeiten und sich auf den entsprechenden Level vorzubereiten. Bei jedem Test müssen außerdem die bereits bestandenen Test einwandfrei wiederholt werden. Eine Rückkehr zum Sport kann nur uneingeschränkt empfohlen werden, wenn die entsprechenden Kriterien erreicht wurden. Die einzelnen Tests werden immer im Seitenvergleich durchgeführt, um die Belastbarkeit des verletzten Arms oder Beins in Relation zur gesunden Seite zu beurteilen. Somit kann für jeden Sportler individuell entschieden werden, auf welchem Level er sich funktionell befindet, welche sportlichen Aktivitäten schon wieder möglich sind und in welchen Bereichen noch Vorsicht geboten ist.

Aus den Ergebnissen der verschiedenen Tests lassen sich auch therapeutische Konsequenzen ableiten. Springt ein Sportler z.B. mit seinem verletzten Bein deutlich kürzer als mit dem gesunden, muss der Therapeut abklären, ob noch an der funktionellen Beinkraft gearbeitet werden muss, oder ob Ängste des Patienten die geforderte Leistung blockieren. Ebenso wie in der Trainingsplanung werden Therapiemaßnahmen und entsprechende Übungen in einen Makro-, Meso- und Mikrozyklus unterteilt.

Geringer Platz- und Zeitaufwand

Ausgebildete Therapeuten, die nach dem RTA-Algorithmus arbeiten, brauchen weder viel Zeit noch viel Equipment. Der zeitliche Aufwand für die einzelnen Levels beträgt nicht länger als fünf Minuten. Somit ist es möglich, die gesamte Testreihe innerhalb von 20 Minuten durchzuführen. Für den Test wird ein maximaler Platzbedarf von 2 x 3 Metern benötigt. Um die Auswertung und Dokumentation noch professioneller und schneller zu gestalten, ist das OS Institut an der Entwicklung einer App beteiligt. Diese kann kostenlos von Therapeuten und Trainern getestet werden. Das Team des OS Institut hat die Algorithmen bereits für die untere und die obere Extremität beschrieben. Mit dem McKenzie Institut wird gerade der Algorithmus für die Wirbelsäule erforscht. Somit ist der RTA-Algorithmus ein komplettes Werkzeug für die Rehabilitation. Die Testbatterien lassen sich aber auch bei gesunden Kunden im Sinne eine Preinjury-Screening oder Stärken- und Schwächenanlyse anwenden.

Weiterführende Informationen

Mehr über Return-to-Activity und Weiterbildungsangebote für Therpeuten finden sich auf der Webseite des OS Institute sowie unter www.return-to-activity.de. Die OS Coaches haben alle Module eines Seminarsystems durchlaufen und mit einer Abschlussprüfung erfolgreich beendet. Die Coaches bilden ein Netzwerk aus Ärzten, Therapeuten, Sportwissenschaftler und Trainern. Sie sind beim OS Institut gelistet und können hier direkt durch Kunden und Patienten kontaktiert werden.

Foto: OS Institute

10. Februar 2017

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