Unterwegs

Reisebericht: Türkei und "Tour of Türkiye"

Stefan Mothes und Francis Cantournet vor der Bühne im Startbereich

Kurzfristig erreichte mich die Einladung zur 57. Presidential Cycling Tour (kurz Tour of Türkiye), einem traditionsträchtigen, achttätigen Etappenrennen über insgesamt 1.303 Kilometer, welches in Bodrum an der Türkischen Ägäis beginnt und in Istanbul endet. Für mich als „rasender“ Reporter (wortwörtlich) war der Einstieg beginnend mit der 5. Etappe geplant. In jedem Fall bedeutet die Begleitung des Rennens für mich Neuland. Obwohl ich schon sehr viele Länder bereist habe, war ich noch nie in der Türkei und auch aus sportlicher Sicht hatte ich noch nie Radrennen dieser Dimension begleitet. Immerhin waren für dieses Rennen 175 Fahrer aus aller Herren Länder gemeldet. Die Nationalitäten reichten von Argentinien über China bis nach Neuseeland. Unter den 25 Teams waren auch drei unter deutscher Flagge unterwegs: BORA–Hansgrohe, Bike Aid und das Saris Rouvy Sauerland Team. Allerdings waren die Nationalitäten innerhalb der Teams stark gemischt, so dass sich im israelischen Team genauso deutsche Fahrer fanden, wie in den deutschen Teams Fahrer aus Neuseeland oder den Vereinigten Arabischen Emiraten. Internationaler geht es wohl kaum. Aber das kennt man ja aus der Fußballbundesliga. Warum sollte es im Radsport anders sein?

Ankunft in Izmir und Fahrt nach Manisa

Von Berlin aus erreichte ich nach rund drei Stunden die Hafenstadt Izmir, die mit rund 4,4 Millionen Einwohnern die drittgrößte Metropole der Türkei ist. Auf dem sehr geschäftigen Flughafen suchte ich in der Menge verzweifelt nach einer Person, die ein Schild mit meinem Namen trug. Fehlanzeige. Zwar hatte ich die Telefonnummer meiner Kontaktperson, jedoch keinen Netzempfang. Ein ungutes Gefühl stieg in meinem Magen auf. Ruhig bleiben, dachte ich mir und lief nochmal alle Ausgänge ab und blieb immer mal wieder stehen und blickte mich um. Endlich nahm jemand mit mir Blickkontakt auf, dem mein „untürkisches“ Äußeres und mein suchender Blick auffiel. Treffer. Es war Farak, unser Guide für die kommenden Tage. Erleichtert folgte ich ihm.

Während Farak noch zwei weitere Journalisten abzuholen hatte, bat er mich, in einem schwarzen Kleinbus Platz zu nehmen. In dem, mit schwarzem Leder ausgekleideten Bus, saßen zwei junge Männer, die trotz fortgeschrittener Stunde dunkle Sonnenbrillen trugen und auch entsprechend dunkel gekleidet waren. Die Szenerie erinnerte mich an Filme wie „Der Pate“ oder „GoodFellas“. Aber nach ein paar Minuten war das Eis gebrochen und wir kamen ins Gespräch. Kurz darauf trafen die zwei Journalisten aus Frankreich ein. Fabian Faure von der Webseite Velostory und Francis Cantournet (Organisator des Criterium de Marcoles). Leider waren deren Englischkenntnisse genauso dürftig, wie meine Französischkenntnisse, so dass die einstündige Fahrt zum Hotel in Manisa durch eine sehr exotische, wenn auch interessante Konversation geprägt war. Der Abend endete mit der Ankunft im Hotel Spilos in Manisa und einem späten Abendessen mit den französischen Kollegen und den mittlerweile hinzugekommenen Journalisten aus Spanien (Alejandro Lingenti vom Magazin Ciclosfera) bzw. Norwegen (Vidar Petterson vom Magazin Grupetto Sykkelsport).

Von Manisa nach Ayvalık – die 5. Etappe der Tour

Zu diesem Zeitpunkt, der 5. Etappe der Tour, hatten die Fahrer bereits 639,9 km hinter sich und 191,7 km lagen an diesem Tag vor ihnen, das Streckenprofil war jedoch weitestgehend entspannt. Bereits im Startbereich konnte man erahnen, in welcher Liga dieses Rennen spielt und welchen Bezug es in der türkischen Sportlandschaft hat. Überall Helfer, Betreuer, Polizisten, Begleitfahrzeuge (Auto und Motorrad), Schaulustige, Pressevertreter und natürlich die Fahrer selbst. In einem Begleitfahrzeug starteten wir einige Minuten vor dem offiziellen Start auf derselben Strecke, den auch die Fahrer anschließend nahmen. Es hatte für mich etwas Surreales an sich, durch die abgesperrten Straßen zu fahren, während links und rechts die Zuschauer winkten und auf die nachkommenden Fahrer warteten.

Mehr als 20 Minuten fuhren wir zusammen mit Polizei- und Begleitmotorrädern einsam über die abgesperrte Autobahn. Auch wenn wir langsam fuhren, war ich überrascht, als ich über den Funk die krächzende Ansage hörte, dass das Peloton (das Hauptfeld) uns in wenigen Minuten erreichen würde. Wir ließen das Hauptfeld passieren und reihten uns hinter ihm ein. In dieser Position war es jedoch nicht langweilig, da immer und immer wieder Teamfahrzeuge und Motorräder mit Blaulicht und Sirene überholten. Teilweise fielen Fahrer zurück, ließen sich aus den Fahrzeugen Trinkflaschen geben oder fuhren an den Straßenrand, um überschüssiges Wasser loszuwerden (ihr wisst schon). Auch der Austausch eines defekten Vorderrades ging am Straßenrand in wenigen Sekunden über die Bühne. Ich konnte kaum glauben, mit welcher Furchtlosigkeit sich die Fahrer zwischen den Autos bewegten und teilweise bis auf wenige Zentimeter Abstand annäherten, nur um so schnell wie möglich wieder das Hauptfeld zu erreichen. Zusammen mit dem Kollegen aus Norwegen begab ich mich abwechselnd auf „Kletterpartie“ durch das Schiebedach, um ein paar gute Fotos zu schießen.

Plötzlich erreichte uns die Nachricht, dass sich zwei Fahrer als Ausreißer vom Peloton abgesetzt hatten. Eine kurze Info über den Funk und schon überholten uns zwei Motorräder, die dafür sorgten, dass das Hauptfeld eine Spur für uns und die nachfolgenden Fahrzeuge freimachte. Kaum zu glauben, wie schnell und professionell dies alles ablief und wie auch die Fahrer wie selbstverständlich reagierten. Nachdem wir auf halber Strecke vor dem Ziel noch Zeuge der Ausgabe der Verpflegungsbeutel wurden, blieben wir noch eine Weile zwischen Führungsduo und Peloton, ehe wir überholten und den Zielbereich ansteuerten. Auf den letzten Kilometern vorm dem Zielbereich war die Strecke links und rechts bereits von unzähligen Zuschauern gesäumt, die uns lautstark bejubelten, während wir mit Tempo 100 über rote Ampeln durch die Straßen düsten. Im Zielbereich wurde ich erneut an die Weisheit erinnert, dass man als Fotograf gute Ellenbogen braucht.

Nach dem Ende des Rennens, dauerte es noch fast eine Stunde, bis sich das Zielareal lichtete und wir aufbrechen konnten. Bevor wir ins Hotel fuhren, steuerten wir – bei malerischem Ausblick – noch einen kleinen Hafenort an, an dem wir (was sonst) türkischen Kaffee und ein paar Süßigkeiten genossen. Das „Adrian Termal Hotel“, welches wir zum späten Nachmittag erreichten, war genau nach meinem Geschmack. Überall Radsportler bzw. Begleiter, ein großer Pool und - wie ich von meinem Zimmer aus erkennen konnte - das Meer! Das konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen und schnappte mir Badehose und Handtuch. Da das Wasser noch kalt war (ich schätze 15 Grad), war ich der Einzige im Wasser... Nachdem ich auch im Pool ein paar Runden drehte, war es schon Zeit für das Abendessen, welches in einem schönen Fischrestaurant mit Meerblick stattfand.

Von Akçay nach Eceabat – die 6. Etappe der Tour

Auf der 191,7 km langen Etappe, die ganz friedlich in einem Vergnügungspark am Meer startete, wurden die Fahrer bereits nach 25 km mit 400 Höhenmetern Anstieg konfrontiert. Das Anfangs noch homogen wirkende Fahrerfeld wurde hier schnell zerrissen und die „Kletterer“ unter den Radprofis konnten sich einen guten Vorsprung erarbeiten. Auf der anschließenden, weitestgehend flachen Strecke zog sich das Feld jedoch schnell wieder zusammen. Ein absolutes Highlight für die Fahrer als auch uns Journalisten, war die Überquerung der Çanakkale Brücke, welche mit 2023 Metern die längste Hängebrücke der Welt ist. Diese wichtige Verkehrsverbindung wurde für das Rennen kurzerhand komplett gesperrt. Es hatte ein wenig Endzeitstimmung, alleine in der Mitte dieser gigantischen Brücke auf dem Fahrstreifen zu stehen und auf die ersten Fahrer zu warten. Zu dieser dystopischen Kinofilmstimmung passten auch die Kamerahubschrauber, die im Tiefflug über uns kreisten. Ich bin mir sicher, dass auch routinierte Radprofis bei dieser Kulissen Gänsehaut bekommen hatten.

Auf dem letzten Viertel der 6. Etappe lief es dann vergleichsweise unspektakulär ab, was sich aber auf den letzten Kilometern vor dem Ziel änderte. Hier mussten die Fahrer einen dicht bewaldeten, sehr kurvenreichen Hügel erklimmen, dessen schmale Straße Überholmanöver sehr schwierig machte. Die Örtlichkeit wirkte zudem noch beeindruckender, da sie einen türkischen Militärfriedhof und mehrere entsprechende Skulpturen und Denkmäler beheimatete. So malerisch der Zieleinlauf auch wirkte, für einen Fotografen bedeutete es, kreativ zu sein. Ich kletterte daher kurzerhand auf einen Zaun und konnte so die gigantische Stimmung beim Eintreffen der erste drei Fahrer festhalten, die sich auf den letzten Metern ein Sprintduell lieferten.

Nach der Siegerehrung und ein paar Häppchen im VIP-Zelt ging es für uns „Schreiberlinge“ mit dem Bus via Autofähre in die Stadt Çanakkale. Bei einem Spaziergang über die Hafenpromenade erzählte uns Faruk von der politisch-historischen Rolle der Dardanellen – einer Meerenge im Mittelmeer zwischen der Ägäis und dem Marmarameer. Dabei kam er auch auf die „Ilias“ zu sprechen und es kam heraus, dass wir uns genau auf dem Boden befanden, auf dem (der Erzählung überliefert) die Stadt Troja lag. Der Kampf um Troja war seit Kindesbeinen eine Geschichte, die mich sehr beeindruckt hatte. Das Gefühl, auf historischem Boden zu stehen, wurde ein paar Meter weiter noch verstärkt, denn konnte man auf einem Platz die Nachbildung des Trojanisches Pferdes erblicken, welches immerhin den Griechen den Zugang und die Eroberung der Stadt ermöglichten. Das Pferd war übrigens nicht „irgendeine“ Nachbildung, sondern die Original-Requisite aus dem Hollywoodfilm mit Brat Pitt.

Nach soviel Geschichte, war es für uns dann wieder Zeit sich etwas frisch zu machen und die kulinarischen Köstlichkeiten des Landes in einem Fischrestaurant zu genießen. Wie üblich bog sich die Tischplatte und der Fülle der (Vor)Speisen und Getränke, wozu neben einem edlen Weißwein auch der obligatorische Raki nicht fehlen durfte.

Von Gelibolu nach Tekirdağ – die 7. Etappe der Tour

Dem Race-Guide konnte ich entnehmen, dass an diesem Tag die härteste Etappe anstand. Diese war mit 135,3 km vergleichsweise kurz, hatte es aber mit drei brutalen Kletterpartien in sich. Das Wetter zeigte sich von seiner schlechten Seite und wenn es auch nicht regnete, so war es doch sehr düster und nebelig. Bevor wir aufbrachen, sprach ich noch kurz mit zwei belgischen Fahrern aus dem deutschen Team „Saris Rouvy Sauerland“, die die Tour genossen und sich auf die bevorstehende Quälerei freuten. Aber so muss man als Radprofi wohl gestrickt sein…

Bis Kilometer 35 konnten wir den Fahrern noch folgen bzw. sie vorbeiziehen lassen, aber als der erste Anstieg begann, mussten wir vorausfahren, da die engen Straßen ab hier kein Überholen mehr möglich machten. Unabhängig der extremen Steigung und Kurven, waren es vor allem die anschließenden Abfahrten, die mich mit dem Kopf schütteln ließen. Die Haarnadelkurven führten durch kleine Bauerndörfer, in denen Einheimische am Straßenrand stehend mit einem Kaffee und der türkischen Fahne in der Hand auf die Fahrer warteten. Zwischen den Dörfern erstreckten sich zahlreiche Weinfelder und auch der Blick auf die Küste war immer wieder präsent. Erstaunlicherweise hörten wir über den Funk von keinerlei Unfällen, was mich in Bezug auf die Strecke und den teilweise schlechten Zustand der Straßen doch sehr überraschte. Selbst als Beifahrer im Auto war ich froh, endlich aus dieser kurvigen auf-und-ab-Landschaft wieder auf die „normalen“ Straßen zu kommen, welche die letzten Kilometer bis zum Ziel markierten. Sieger der 7. Etappe war Patrick Bevin, der Neuseeländer von Israel-Premier Tech, der sich mit dem Etappensieg auch das Trikot des Führenden holte.

Für uns stand nach dem Rennen wieder etwas Kultur an und wir hatten die Gelegenheit eine echte Moschee zu besuchen. Über unseren Guide Faruk erfuhren wir Interessantes über die Art der Muslime, zu beten und den Aufbau einer Moschee mit Mihrāb (Altar), Minbar (Kanzel) und den Minaretten, den Türmchen auf denen der Muezzin fünfmal täglich zum Gebet ruft. Bevor wir uns auf den Weg nach Istanbul anschickten, machten wir für eine Weinprobe und ein frühes Abendessen an dem Weingut „Barbare“ Zwischenstopp. Das französisch geführte Unternehmen mit Restaurant wartete mit einem wundervollen Blick über die Weinberge und einem sehr edlen Raumkonzept auf. Im Innenbereich hatte man von überall einen schönen Blick nach draußen und gelangte auch schnell auf die Terrasse oder den Außenbereich, wo bereits einige Besucher den Spätnachmittag und die wiederkehrende Sonne bei einem Gläschen Wein ausklingen ließen. Ich möchte mich nicht als ausgeprägten Weinkenner bezeichnen, aber die Weine, die uns zusammen mit einem Kalbskotelett auf Gräupchenbett vorgesetzt wurden, waren exzellent, weshalb auch einige Flaschen ihren Weg in unsere Rucksäcke fanden. Dermaßen kulinarisch verwöhnt, ging es nun weiter in Richtung Istanbul.

Istanbul ist mit rund 15 Millionen Einwohnern die bevölkerungsreichste Stadt der Türkei und hat als Byzanz und später Konstantinopel eine lange, ereignisreiche Geschichte hinter sich. Der erste Eindruck, wenn man sich der Stadt von der Autobahn aus nähert, ist der eines riesigen Ameisenhügels aus Beton. Die Dichte an relativ gleich aussehenden Häusern in den Vororten ist schier erschlagend. Istanbul hat zwar kein richtiges Zentrum, aber je mehr man sich dem Innenbereich der Stadt nähert, desto faszinierender ist Mischung aus teilweise barocken Altstadtfassaden, kleinen Basaren, bunten Geschäften und modernen Hochhäusern. Eben solcher war unser Hotel, das Marmara Pera. In diesem hatte ich das Glück, ein Zimmer in der obersten Gästeetage (der 17.) zu ergattern. Als ich mein Zimmer betrat – es war mittlerweile 21 Uhr – war ich sprachlos ob des mir sich bietenden Anblicks. Mir gegenüber befand sich nicht nur ein großes Fenster, sondern eine komplette Fensterfront, die einen atemberaubenden Blick über die Millionenstadt bot. Istanbul bei Nacht aus dieser Höhe ist sicherlich ein Anblick, den man nicht so schnell vergisst.

Istanbul Rundkurs - die 8. und finale Etappe der Tour

Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt. Die erste Überraschung an diesem Tag bot sich mir im VIP-Zelt im Startbereich, wo ich mir bei einem Kaffee überlegen wollte, wo ich mich für bestmögliche Fotos platzieren konnte. Da an jedem Tag des Rennens die offizielle Tour-Zeitung auf den Tischen auslag, schnappte ich mir eine und erblickte auf Seite 6 in einer Gruppe von fünf Personen ein bekanntes Gesicht: mein eigenes. Auf der gegenüberliegenden Seite war auch – auf Türkisch und Englisch – ein kleines Statement zum bisherigen Rennen abgedruckt, welches ich einem Organisator am Vortag gegeben hatte. Nicht schlecht, hier wurde wirklich keine Zeit verschenkt. Die zweite Überraschung war jedoch weniger erfreulich. Da wir an diesem Tag nicht mit dem Pressefahrzeug mitfahren konnten, nutze ich die Zeit bis Zieleinlauf, um zusammen mit zwei Kollegen dieses Viertel Istanbuls näher anzusehen. Als wir zwei Stunden später mit schweren Füßen und ziemlich durchnässt (es regnet bereits den ganzen Tag) in Richtung Ziel liefen, erreicht uns über eine Textnachricht die Info, dass die Tour angebrochen wurde. Bereits auf den ersten 20 km kam es aufgrund des hohen Tempos und der schlüpfrigen Fahrbahn zu mehreren Stürzen. Die Veranstalter entschlossen sich daher, zur Sicherheit das Rennen zu beenden. Gesamtsieger der Tour of Turkeye war damit der Vortagesführende Patrick Bevin vom Israel-Premier Tech. In der Mannschaftswertung kam das deutsche Team Bike Aid mit 21 Sekunden Abstand (!!!) Zweiter in der Gesamtwertung.

Für uns war der Tag jedoch noch nicht zu Ende. Bevor wir eines der monumentalsten Bauwerke der Spätantike besichtigten, musste zuerst einmal ein Klischee erfüllt werden. Was wäre ein Türkei-Besuch ohne Kebab? Also machten wir uns auf in den Pudding Shop, in den 60er Jahren ein beliebter Treffpunkt für Hippies und Weltenbummler, mittlerweile ein berühmter Anlaufpunkt für Touristen.

Bereits die 1616 erbaute Sultan-Ahmed-Moschee (auch Blaue Moschee genannt) mit ihren charakteristischen sechs Minaretten war ein beeindruckender Anblick, aber zumindest im Innenbereich konnte sie nicht mit der benachbarten Hagia Sophia mithalten. Niemand kann begreifen, wie die 56 Meter hohe Kuppelbasilika 532 nach Christus in nur 6 Jahren errichtet wurde. Obwohl von Christen gebaut, wurde die Hagia Sophia 1453 bis 1935 als Moschee genutzt, danach als ein religionsübergreifendes Museum. Seit 2020 ist sie wieder eine Moschee, was nicht überall auf Gegenliebe stößt und ein wenig Respekt vor fremder Kunst vermissen lässt. Zudem grenzt es für nichtmuslimische Frauen an Diskriminierung in einem öffentlichen Gebäude ein Kopftuch tragen zu müssen.

Beim Betreten der ehemaligen Kirche fühlt man sich unwillkürlich als Zwerg, so gewaltig sind die Dimensionen, so prunkvoll die Verzierungen. Da man ohne Schuhe auf einem dicken Teppichboden läuft, ist auch die Geräuschkulisse weniger kalt und gibt den Sinnen mehr Raum, die Gesamtatmosphäre auf sich wirken zu lassen. Egal, welcher Religion man angehört, dieses Bauwerk lässt einen etwas Göttliches spüren.

Unsere nächste Station war Istanbuls großer Gewürzmarkt – oft auch als Ägyptischer Basar bezeichnet. In einer kreuzförmigen angeordneten, überdachten Passage wurde man hier von grellen Farben und exotischen Gerüchen förmlich überwältigt. Obwohl die Fülle der angebotenen Waren auf den ersten Blick unendlich war, musste man schnell feststellen, dass fast jeder Stand im Grunde genommen dasselbe verkaufte. Auch im Außenbereich, wo hauptsächlich Kitsch und kopierte Markenbekleidung verkauft wurde, ergab sich ein ähnlich homogenes Bild. Ein Erlebnis war es trotzdem, mir persönlich waren die engen Gassen mit ihren winzigen Ständen in der Nähe unseres Hotels lieber. Aber die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Mit der Besichtigung der ehemaligen Festungsmauer (die damals als unbezwingbar galt) und einem gemeinsamen Essen endet offiziell meine Türkei-Reise. Trotzdem nutze ich – zusammen mit den französischen Kollegen – den folgenden Vormittag noch einmal, um unser Hotelviertel unsicher zu machen und einen letzten türkischen Kaffee zu schlürfen. Danach ging es via Turkish Airlines - einem der Hauptsponsoren der Radtour - wieder in die Heimat. Türkei, ich sage "Teşekkür" (Danke).

Fotos: Stefan Mothes, Fabian Faure, Presseportal Presidential Cycling Tour of Turkey (Luftbild Brücke)

28. Mai 2024

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