Unterwegs

Reisebericht: Island

Island

Island? Mit diesem Land verband ich bisher nur Eis, Geysire, Vulkane und (aus sportlicher Sicht) die Kraftsportler Benedikt Magnússon und Annie Thorisdottir. Umso gespannter war ich darauf, was das Land noch zu bieten hat und wie es vor Ort aussieht. An einem Freitag am frühen Nachmittag ging es mit der neugegründeten Fluglinie „WOW Air“ von Berlin-Schönefeld in die Lüfte. Die Bedenken gegenüber einer neuen Fluglinie wurden schnell ad acta gelegt. Das Personal war freundlich und sprach überwiegend Deutsch und Englisch, der Service war gut und die Bordansagen ebenfalls witzig („...in case of emergency just take this beautiful live vest und hope it matches your shoes…”). Nach rund vier Stunden landeten in Keflavík, dem Hauptflughafen von Island.

Einfach nur WOW

Während der Flughafen noch hochmodern und fast schon künstlerisch gestaltet war, wurde es ein wenig ernüchternder, als es ins Freie ging. Düsteres, kaltes Wetter und eine karge Mondlandschaft trübten die Stimmung und beleidigten das Auge. Auf der Busfahrt in die Hauptstadt Reykjavík wurde die Landschaft angenehmer und auch die Sonne kam heraus, so dass sich ein schöner Blick auf die Lavalandschaft und das angrenzende Meer bot. Reykjavík ist mit rund 120.000 Einwohner die größte Stadt Islands (~320.000 Einwohner). Reykjavík lebt wie Island selbst vom Fischfang, dem Tourismus und dem „Export“ von Energie, die durch Geothermie in Island sehr preiswert und umweltfreundlich gewonnen werden kann. Dies und noch vieles mehr erfuhren wir von David Jóhannson, dem isländischen Repräsentanten für „Promote Island“ in Deutschland. David (in Island redet man sich nur mit dem Vornamen an) sprach perfektes Deutsch und brachte uns in charmanter Art sein Land näher. Nach dem Check-in in unserem Hotel hatten wir die Gelegenheit WOW Air und dessen „Big Boss“, Skuli Mogensen, kennen zu lernen. Dieser brilliante Kopf stampfte nicht nur eine Fluglinie aus dem Boden, sondern gründet auch den „WOW Cyclothon“, ein mehrtägiges Team-Radrennen, das jedes Jahr im Sommer stattfindet. Da viel Input auch hungrig macht, ging es danach gleich in die Altstadt, in der wir im „Restaurant Reykjavík“ ein leckeres (und gesundes) Fischmenü zu uns nahmen. Mit vollem Bauch und Rotweingeschmack auf der Zunge ist man natürlich noch nicht zum Schlafen bereit und so erfuhr der Abend eine weitere Fortsetzung im Restaurant und Konzerthaus „Idnó“. Das Ambiente im Idnó war eine Mischung aus luxuriös und gemütlich im Sinne der Wohnstube einer „Omawohnung“. An diesem Tage war der Auftritt der Band „Retro Stefson“ und das Haus war prall gefüllt mit einem erwartungsvollen Publikum. Die Band selbst brachte den Saal zum Kochen und war für uns ein würdiger Abschluss eines gelungenen Tages.

Kultur oder Action?

Am zweiten Tag in Island wurde die Gruppe in „Kultur“ und „Action“ geteilt. Meine Entscheidung war klar, ich wählte die Radtour. Leider war das Wetter grau-kalt-nass-trüb, nicht unbedingt das beste Radwetter. Deshalb besuchten wir vorher ein Erdwärmekraftwerk in „Hellisheiði“. Dieses Kraftwerk glich mehr dem Dresdner Kongresscenter denn einem Kraftwerk. Die Führung war sehr interessant, aber leider wurde in dieser Zeit das Wetter nicht besser. Wir parkten den Bus in einem Lavageröllfeld und holperten mit unseren Scott-Bikes durch die steinige Landschaft. Das Wetter war schnell vergessen und die ersten rauchenden Erdlöcher tauchten vor uns auf. Weiter ging es über gewundene Pfade und felsige Schluchten, durch grüne Täler, vorbei an dampfenden Bergseen, kochenden Schlammlöchern und steilen Downhill-Passagen. Die Radtour wurde über den Veranstalter „Bike Company“ organisiert. Unser Führer Gudmundur Ástvaldsson erkannte schnell, dass wir alle relativ fit auf dem Bike waren und ließ uns sehr viel Freiraum, so dass sich keiner wie „an der Leine“ vorkam. Schlammig, glücklich und durchnässt beendeten wir unsere Tour und ehe wir uns versahen, waren wir auch schon wieder im Flugzeug nach „Akureyri“ im Norden Islands. In dieser Region gibt es herrliche Berge und Skifahren ist vor allem für Touristen eine gern gewählte Freizeitbeschäftigung. Wir wurden in einem herrlichen Skihotel untergebracht und beendeten den Tag mit einem grandiosen Dinner im Restaurant „Strikid“ und dem erfolglosen Warten auf die sagenumwobenen Nordlichter.

In Mordor

Der dritte Tag in Island stand im Zeichen der Natur. Mit dem Bus ging es durch malerische Landschaften in die Region rund um den See „Mývatn“. Dort erfuhren wir von der Geschichte der 13. Weihnachtsmänner, die uns später noch einholen sollte. Wir fuhren nach Dimmuborgir und mein erster Gedanke bei Anblicke der Landschaft war: „Hier also sollte Frodo den Ring hinbringen“. In „Mordor“ gab es aber keinen Frodo und auch keinen Sauron, sondern wir wurden von zwei Weihnachtsmännern überrascht! Mit diesen mussten wir tanzen und Lieder singen. Was für eine verrückte Welt. Nachdem wir nun etwas ausgekühlt waren, stand der Besuch einer Therme an. In den Hügel gelegen konnte man bei angenehmen 38 bis 50 Grad den herrlichen Blick über die ungewöhnliche Felslandschaft und die Berge im Hintergrund genießen. Nachdem eine feurige Gulaschsuppe auch von Innen aufheizte ging es mit Zwischenstopp an gruselig anmutenden Erdlöchern zum Wasserfall „Dettifoss“. Die lachende Sonne und die Gischt aus den herabfallenden Wassermassen sorgten für einen zünftigen Regenbogen und eine beeindruckende Kulisse. Ziemlich ermüdet ging es dann wieder in den Bus und anschließend per Flugzeug zurück nach Reykjavík. Dort erwartete uns erneut ein leckeres Abendessen und der Überraschungsbesuch der Band „Dikta“. Sie spielte für unsere kleine Gruppe exklusiv ein Live Konzert „Unplugged“ und gab auch diesem Tag einen perfekten Abschluss.

Abschied in der Blue Lagoon

Unser letzter Tag führte uns in aller Frühe zu Islands-Wirtschaftsminister, der uns Wissenswertes über die Politik seines Landes erzählte. Das Highlight folgte danach: Whale-Watching! Auf der rasanten Bootsfahrt sah man einige grüne Gesichter (Übelkeit), aber leider keine Wale. Vereinzelt auftauchende Delphine waren zumindest ein kleines Trostpflaster. Trotzdem ein sehr schönes Erlebnis, dass mit der „besten Fischsuppe der Welt“ (so die Wirtin) sein passenden Ausklang hatte. Nun war die Heimreise angesagt, aber vorher ging es noch in die berühmte „Blue Lagoon“. Die blaue Lagune ist ein Outdoor-Erlebnisbad eingebettet in das Massiv der dunklen Lavasteine. Mit einer „Vulcano“-Maske im Gesicht tat ich nicht nur etwas für mein Antlitz, sondern ließ auch die vergangenen Tage Revue passieren. Leider lässt sich nur ein Bruchteil des Erlebten in Worte oder Bilder fassen. Island muss man erleben und ich war sehr erstaunt, was man in vier Tagen alles kennenlernen kann. Islands Menschen sind sehr gebildet, sprechen fast ausnahmslos sehr gut Englisch und nicht selten auch ein passables Deutsch. Viel wichtiger aber ist die Freundlichkeit und Offenheit der Menschen dieses kleinen Landes. Hier wird einem nicht nur der Weg erklärt, man wird fast schon an die Hand genommen und ans Ziel geführt. Island selbst ist durch den guten Wechselkurs (1 € ~ 160 ISK) relativ preiswert, allerdings nicht billig. Durch die günstigen Flugangebote kann man jedoch auch mit schmalem Reisebudget immer noch sehr viel erleben, so dass Island als Reiseempfehlung seine 5 Sterne allemal verdient.

Nützliche Adressen für Islandreisen

Visit Iceland - Isländisches Fremdenverkehrsamt
Rauchstrasse 1, 10787 Berlin
Tel.: 030 – 50504200, Fax: 030 – 50504280
www.visiticeland.com

Alles über Island erfahrt Ihr auf dieser Seite. Dort finden sich auch Broschüren zum Download und auch die (kostenfreie) Bestellung des Island-Kataloges ist dort möglich. Keine Angst vor Anrufen: Man spricht Deutsch.

Fotos: Stefan Mothes

09. November 2021

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