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Interview: Armin Scholz

Armin Scholz

Armin Scholz gehört zu den besten Athleten Deutschlands. Der Profi-Bodybuilder betreibt sein eigenes Studio und berät in seinem Webshop Sportler über Ernährung. Im PULSTREIBER-Interview berichtet er, dass für ihn als Jugendlicher die Krafträume geschlossen blieben, Bodybuilder heute noch um die Anerkennung als richtige Sportler kämpfen müssen und warum seine Sportart in den USA akzeptierter ist als in Deutschland. Außerdem erklärt der 31-Jährige, warum ihn ein Treffen mit Sylvester Stallone besonders beeindruckt hat.

Wie sieht ein typisches Frühstück bei Dir aus?
Jeden Tag auf’s neue: 90 Gramm Früchtemüsli plus 70 Gramm Mehrkomponentenprotein in Wasser.

Was steht sonst noch auf Deinem Speiseplan?
Pasta + Rührei + Ketchup, Reis + Huhn + Broccoli, Gnocchi + Huhn + Spinat

Zählst Du die Kalorien genau aus, die Du zu Dir nimmst?
Nur in der Wettkampf-Vorbereitung.

Wie oft und wo trainierst Du?
Sechsmal pro Woche in meinem eigenen Studio, dem MAXX Fitness in Leipzig Plagwitz direkt am Karl-Heine-Kanal.

Wann hattest Du erstmals die Idee, Bodybuilding zu betreiben? Gab es dafür einen prägnanten Auslöser oder ein Erlebnis?
Ich habe mit 13 Jahren in Ungarn den Film „Twins“ mit Arnold Schwarzenegger gesehen. Das hatte mich sehr begeistert. Das war sozusagen der Grundstein, der gelegt wurde. Zu der Zeit gab es allerdings noch Ost- und Westdeutschland und es war für einen 13-Jährigen nahezu ausgeschlossen in einem der wenigen „Krafträume“ aufgenommen zu werden. Ich begann dann mit Athletischem Vierkampf. Der beinhaltete Klimmzüge, Beugestütze, Rumpfaufrichten und Schlussdreisprung. Schließlich kam ich erst im Alter von 16 Jahren zum ernsthaften Bodybuildingtraining in der Krafthalle der DHfK.

Was treibt Dich nach so vielen Jahren noch an?
Mich treibt nach wie vor die Begeisterung für den Sport. Genauer gesagt die Begeisterung dafür, an sich selbst beobachten zu können was möglich ist.

Wie würdest Du einem Laien Deinen Sport beschreiben?
Im Bodybuilding geht es darum, eine größtmögliche Muskelmasse bei maximaler Definition auf einem gut proportionierten Körper aufzubauen. Das bedeutet, so wenig wie möglich Fett sowie Wasser zwischen der Muskulatur und der Haut zu haben. Gute Proportionen definieren sich aus schmaler Taille, breiten Schultern und dass alle Muskeln in einem möglichst harmonischen Verhältnis zueinander stehen sollten. Wobei Muskelmasse und Definition durch Training und Ernährung von jedem selbst beeinflussbar, die Proportionen jedoch mehr oder weniger genetisch festgelegt sind. Leider ist es so, dass viele, die sich mit dem Thema Bodybuilding noch nicht wirklich beschäftigt haben, ein Problem damit haben, es überhaupt als Sport anzuerkennen. Das hat vermutlich vorrangig die Ursache darin, dass bei einem Bodybuilding-Wettkampf kein wirklich sportlicher Wettstreit zu erkennen, sondern eine solche Veranstaltung vom Ablauf her eher mit einem Modelcontest zu vergleichen ist, bei dem lediglich präsentiert wird, was man hat. Was jedoch dabei vollkommen unterschlagen wird, ist, dass man als Bodybuilder seinen Wettkampf schon einige Wochen vor dem eigentlichen Betreten der Bühne beginnt. In diesen Wochen entscheidet sich, wer letztlich beim „Zieleinlauf“ am Wettkampftag die Nase vorn hat.

Was zählen für Dich Titel?
Titel spielen vor allem in finanzieller Hinsicht eine große Rolle. Ohne gute Platzierungen ist man nicht sonderlich interessant für einen Sponsor.

Bodybuilding erfährt in den USA eine größere Popularität als hier in Deutschland. Woran liegt das Deiner Meinung nach?
Schwer zu sagen. Es hat vermutlich damit zu tun, dass die meisten Amerikaner allen möglichen, im ersten Moment befremdlich anmutenden Sportarten, aufgeschlossener gegenüber stehen. In Amerika genießt prinzipiell jegliche sportliche Betätigung ein deutlich höheres Ansehen als hier in Deutschland.

Du hast bereits viele Größen der Bodybuilding-Szene getroffen, hast Dich mit Altmeister Lou Ferrigno und bekannten Namen ablichten lassen. Welche Treffen gehören für Dich zu den beeindruckendsten und warum?
Lou ist ein ganz entspannter und cooler Typ. Aber am, sagen wir mal überraschendsten, war das Treffen mit Sylvester Stallone bei einem Fotoshoot. Er ist deutlich umgänglicher, freundlicher und weniger abgehoben als viele von ihm behaupten.

Welcher eigene Wettkampf war für Dich der wichtigste?
Die deutsche Meisterschaft 1998, bei der ich im Alter von 22 Jahren das Männer Schwergewicht im ersten Anlauf gewann.

Was packst Du in Deine Sporttasche, wenn Du zum Training gehst?
Meine Sportklamotten – was sonst?!

Was hältst Du von Frauen-Bodybuilding?
Es ist aller Achtung wert, was eine Frau aus sich machen kann.

Welcher Teil eines Wettkampfes erfordert die meiste Konzentration?
Während des Wettkampfes kann nicht mehr viel schief gehen. Dort muss man nur noch aufpassen, dass man die Posen ordentlich steht und sich gut auf der Bühne verkauft. Das ist, wenn man ein paar Wettkämpfe hinter sich hat, normalerweise Routine.

Was kannst Du jungen Nachwuchsathleten mit auf den Weg geben?
Lasst das Ego zuhause wenn ihr zum Training geht. Wer das nicht kann, wird nur selten ein gutes Bodybuilding-Training absolvieren. Eure Ernährung ist mindestens genauso wichtig wie euer Training! Bleibt entspannt und stresst euch nicht – Stress hält euch sehr effektiv vom Erreichen eurer Ziele ab! Plant eine Wettkampfteilnahme lange genug vorher. Am besten mit einem erfahrenen Ernährungsberater. Erwartet nicht zu viel in zu kurzer Zeit.

Als Bodybuilder von Deinem Format muss man viel Disziplin und Ehrgeiz haben. Was sind Dein Schwächen?
Knusperflocken.

Wie lange bereitest Du Dich konkret auf einen Wettkampf vor?
Die unmittelbare Wettkampfdiät beträgt normalerweise vier Monate.

Wie erholt sich ein Armin Scholz von einem anstrengendem Training?
Erst etwas essen und dann auf der Couch liegen und mit meiner Freundin fernsehen.

Was ist Deine Lieblingsübung im Training?
Es gibt mittlerweile viele Übungen, die ich sehr gern mache. Eine davon ist Latzug zur Brust,  in einer etwas speziellen sehr konzentrierten Ausführung.

Was sind Deine nächsten Pläne?
Noch ein bisschen Muskeln bekommen...

Foto: Josef Adlt

14. Mai 2010

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