Unterwegs

Fahrbericht: Corvette C1 Convertible

Corvette C1 Convertible in roter Farbe auf einer Wiese

1953 erblickte erstmals eine amerikanische Sportwagenikone das Licht der Welt. Die Chevrolet Corvette! Nach Anfangsschwierigkeiten, die auch in einer zu bescheidenen Motorisierung begründet waren, hatten die Ingenieure drei Jahre später endlich ein Einsehen und packten einen ordentlichen Achtzylinder in das elegante Cabrio. Die Verkaufszahlen stiegen und seit dem steht der Begriff Corvette wie keine anderes Auto für den „American way of life“. Gebaut wird die Corvette nun schon in der achten Generation und hat immer noch nichts von ihrem Charme verloren.

Nostalgie pur

Aus Respekt vor dem Alter war zuerst die betagte Großmutter, die Corvette C1 Baujahr 1960, an der Reihe. Diese wurde aus den USA importiert und in unzähligen Stunden liebevoll teilrestauriert. Sie ist wahrlich ein Schmuckstück, welches Seinesgleichen sucht. Die schöne Lackierung in „Honduras Maroon“, die kultigen Weißwandreifen und viel Chrom sorgen für eine gehörige Portion Nostalgie, während die Haifischzähne des glänzenden Kühlergrills zu verstehen geben: „Ich kann auch beißen“. Denselben Ton schlägt auch der – traditionell in orange lackierte – Motorblock an. Dieser ist zum Glück nicht verkleidet und erlaubt noch den unverfälschten Blick auf das voluminöse Triebwerk, den riesigen Luftfilter und die gesamte Motortechnik.

Die elegant geschwungene Karosserie, die damals erstmalig aus glasfaserverstärktem Kunststoff gefertigt wurde, ist in ihrer Formgebung von allen Seiten betrachtet ein Augenschmaus, an dem man sich kaum satt sehen kann. Etwas schmal geraten (waren damals die Menschen kleiner?) ist der Fahrerraum, ein Eindruck welcher sich durch das riesige Lenkrad noch verstärkt. Der Einstieg erfordert also akrobatische Fähigkeiten. Bequem im Kunstleder sitzend, erfreut sich mein Auge an den edlen Rundarmaturen und der wunderschönen Retro-Optik. Kurioserweise ist bei der Ur-Corvette der Mittelspiegel nicht an der Frontscheibe, sondern auf der Mittelkonsole angebracht. Sieht ebenfalls schick aus und funktioniert. Gespannt bin ich jedoch, wie sich dieses Museumsstück fahren lässt. Also Schlüssel umdrehen und ein wenig warten. Nach einer kleinen Warmlaufphase ist der amerikanische Oldie startbereit, ich lege die Hüftgurte (wie im Flugzeug) an und es kann losgehen.

Gewöhnungsbedürftiges Fahrverhalten

Die 4-Gang-Schaltung wirkt anfangs recht hakelig, aber daran gewöhnt man sich. Schwerer gewöhnt man sich allerdings an die fehlende Servolenkung und die Trommelbremsen ohne Bremskraftverstärker, die ordentlich Tritt brauchen, um entsprechend zu verzögern. Ungewohnt sind auch die Maße der Karosserie und die doch sehr geringe Entfernung zwischen meinem Kopf und der Windschutzscheibe. Dies führt dazu, dass ich anfangs zaghafter unterwegs bin, als in meiner ersten Fahrstunde. Nach der behutsamen Kennenlernphase merke ich schnell, dass der V8-Motor der C1 bei Weitem keine Rentnermotorisierung ist. Der 55 Jahre alte, drehmomentstarke „Small block“ zieht ordentlich an und verhilft dem edlen Klassiker zu einer Menge Fahrspaß und immer noch recht sportlichen Fahrleistungen.

Für mich war die C1 ein kleines Stückchen Zeitreise in eine Ära, in der das Autofahren von Mechanik und nicht nur von Elektronik bestimmt war. Mehr als ein halbes Jahrhundert nach seiner Geburt kann dieser Sportwagen immer noch mit einer zeitlosen Eleganz und Linienführung begeistern und muss sich nicht hinter deutscher Automobilkunst aus dieser Epoche verstecken. Dies können nicht viele Fahrzeuge aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten von sich sagen.

Technische Daten

Baujahr: 1960
Motor: V8
Leistung: 230 PS
Hubraum: 4,6 Liter
Beschleunigung: 0 auf 100 km/h in 7 Sek.
Höchstgeschwindigkeit: 241 km/h
Antrieb: Heckantrieb
Leergewicht: 1.305 kg
Preis: 102.900 Euro

Unser Kooperationspartner

V8 Werk

Die Corvette C1 wurde uns für die Testfahrten vom V8 Werk in Altenberg zur Verfügung gestellt. Das V8 Werk ist Spezialist für die hochwertige Restauration von US-Cars - besonders Ford Mustangs und Corvettes der ersten Generation. Mit Leidenschaft widmet sich das Unternehmen der Restauration von historischen Fahrzeugen und versetzt diese detailgetreu in deren Originalzustand oder auf Wunsch führt individuelle Veränderungen durch. Auch der Import von US-Fahrzeugen gehört zum Kundenservice. Für diejenigen, die den amerikanischen Spirit erleben möchte, ohne sich gleich ein eigenes Fahrzeug zu kaufen, bietet das V8 Werk mit seiner Mustang-Vermietung ebenfalls das Richtige an.

Fotos: Susanne Herbrig / V8 Werk, Stefan Mothes

10. April 2024

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