Unterwegs

Audi Q8

Größe, Eleganz & Hightech an jeder Ecke

Audi Q8

Es ist wie beim Boxen: die meiste Aufmerksamkeit bekommen die Schwergewichtler. Also hat auch Audi bei den „Schweren“ nachgelegt und präsentiert stolz das neue Flaggschiff in punkto Luxus und Größe: den Q8. Wobei das Mehr an Größe nicht so recht stimmt. Zwar ist der Q8 rund 3 cm breiter als der „kleine“ Bruder Q7, dafür aber fast 7 cm kürzer und 4 cm tiefer. Besonders die für einen SUV vergleichsweise flache Bauweise lässt ihn von vorne gesehen wie einen hochgezogenen A7 wirken. Was bei Weitem nicht gegen ihn spricht, da er so dezenter, dynamischer und nicht ganz so bullig wirkt. Hat man sich erst einmal an die schlanke SUV-Optik gewöhnt, kann man ihm ohne Zweifel Eleganz attestieren. Dazu passen auch die rahmenlosen Seitenscheiben, die im SUV-Segment sonst nur beim Maserati Levante und Lamborghini Urus zu finden sind.

Die Platzverhältnisse des Q8 sind wie erwartet üppig, besonders die Passagiere auf der hinteren Sitzreihe genießen viel Bein- und Kopffreiheit. Groß gewachsene Zeitgenossen können ihren Sitz sogar noch um 20 cm nach hinten schieben. Auch der Laderaum ist ordentlich (bei umgeklappten Rücksitzen 1755 Liter), obwohl dieser luxuriöse SUV sicherlich nicht primär als Lastesel erworben wird. Aber besser man hat, als man hätte. Das Wohlfühlambiente unterstützen zudem noch die bequemen, aber nicht zu weichen Sitze. Auf Wunsch als Sportversion und mit Massagefunktion (auch hinten) erhältlich.

Etwas verwunderlich ist die Tatsache, dass die Krönung der Q-Serie vorerst nur mit einer Motorvariante - einem 3-Liter V6 - aufwartet. 286 PS sind sicherlich keine Untermotorisierung, aber in Hinblick auf den hauseigenen SQ7 (435 PS) und vergleichbare Modelle anderer Hersteller ein wenig zu bescheiden. Weitere Motorisierungen sind jedoch zu erwarten. Man munkelt sogar von einer RS-Version mit 600 PS. Die Zukunft wird es zeigen. Der V6 selbst packt recht ordentlich an, wenn auch der Turbo mit minimaler Verzögerung seinen Dienst verrichtet. In Bezug auf die rund 2,2 Tonnen Leergewicht ist es eine motortechnische Meisterleistung, dass sich der Verbrauch bei etwas über 9 Liter pro 100 km einpendelt und bei ruhiger Fahrweise noch unterschritten werden kann. Dass der Motor dafür schon ab 22 km/h in den Start-Stop-Modus geht, merkt der Fahrer kaum (eben nur am Verbrauch). Insgesamt tritt das Schwergewicht wunderbar leichtfüßig auf und man vergisst schnell, dass man in einem „Dickschiff“ und nicht in einer schlanken Limousine sitzt. Auch bei hohen Geschwindigkeiten und in Kurven bleibt dieses Gefühl bestehen. Dazu tragen maßgeblich die Luftfederung und die Allradlenkung bei, die beim Testfahrzeug vorhanden war, aber nicht zur Serienausstattung gehört.

„Vorsprung durch Technik“ ist der Slogan von Audi und trifft beispiellos auf den Q8 zu. Mittelpunkt des Infotainment-Systems sind zwei große Touchscreens (8,6 Zoll und 10,1 Zoll). Darüber lässt sich so ziemlich alles einstellen, konfigurieren und individualisieren, was man sich wünscht. Navigationsziele können über das untere Touchscreen mit dem Finger „gezeichnet“ werden und werden via Schrifterkennung erkannt. Oder man wählt die lernfähige Sprachsteuerung, die so fortgeschritten ist, dass nicht nur direkte Kommandos erkannt werden, sondern auch etwas vage formulierte Ansagen. Auf „Mir ist kalt“ wird somit direkt mit der Frage reagiert, auf wieviel Grad die Lüftung eingestellt werden soll und bei Antwort wird dies auch entsprechend umgesetzt. Und dann die Assistenzsysteme. Geht hier noch mehr Hightech? Wohl kaum. Im Grund genommen kann man bei diesem Fahrzeug ruhig die Hände vom Lenkrad nehmen, denn der Q8 navigiert und lenkt auf Wunsch selbstständig und bremst auch ab, wenn Hindernisse auftauchen. Selbst Verkehrsschilder werden automatisch erkannt. Und wer keine Lust hat, 5 x 2 Meter Fahrzeug selbst einzuparken, kann auch hier der Technik vertrauen. Besonders beeindruckend ist die Rundumansicht des Fahrzeugs auf dem Screen. Aus unzähligen kleinen Kameras, die an diversen Stellen verbaut sind, wird ein 3D-Bild errechnet, welches sich so drehen lässt, dass man alles rund um sein Fahrzeug sieht – teilweise wie aus der Vogelperspektive. Unfassbar. Wer sich von den großen Displays nicht ablenken lassen will, kann sich Informationen übrigens auch über das virtuelle Cockpit anzeigen lassen und dort neben Drehzahl und Geschwindigkeit auch die Straßenkarte anzeigen lassen. Erfreulicherweise gehen Funktionsumfang und technische Komplexität nicht zu Lasten der Bedienbarkeit, da alles sehr benutzerfreundlich und intuitiv erfassbar konzipiert wurde. Vergleiche mit der aktuellen Smartphone-Generation sind nicht fehl am Platz. Kein Wunder, dass sich der Q8 über die „myAudi App“ sogar ein einigen Funktionen fernbedienen lässt.

Auch wenn die Zielgruppe des SUV-Flaggschiffs aus Ingolstadt sicherlich keine Pfennigfuchser sind, ist die Preisgestaltung schon gewagt. Bereits im Grundpreis übertrifft der Q8 seine bayerische Konkurrenz aus München, Stuttgart und Zuffenhausen und auch der Abstand zum Q7 ist recht ordentlich. Ob dies in Hinblick auf den neuesten Stand der Technik (im Vergleich zu den bereits länger auf dem Markt befindlichen Konkurrenten) gerechtfertigt ist? Dies werden potenzielle Käufer aus dem Bauch heraus entscheiden müssen, denn für einen fairen Vergleich lohnt sich auch der Blick auf die Aufpreisliste. Bereits der Testwagen lag bei 89.970 Euro, mit ein weniger mehr „Bedürfnissen“ kann man auch in sechsstellige Gefilde vorstoßen. Dies ist im Luxus-SUV Bereich gängige Praxis, aber ich persönlich hätte als Kunde gerne die Wahl, mein „SUV-Budget“ (wenn man das einmal so nennen darf) gegebenenfalls in eine stärkere Motorisierung zu investieren. Eine einzige (wenn auch sehr kultivierte) Motorvariante ist bei Markteinführung doch etwas dürftig. Konzeptionell ist es lobenswert, dass Audi den Q8 nicht einfach eine Nummer bulliger als den Q7 gestaltet hat, sondern stilistisch auf Eleganz und Dynamik anstatt auf pure Größe gesetzt hat. Somit hat sich der Q8 geschickt eine Nische innerhalb einer Nische geschaffen.

Audi Q8 50 TDI Quattro

Motor: V6
Leistung: 286 PS
Hubraum: 2.967 ccm
Beschleunigung: 0 auf 100 km/h in 6,3 Sek.
Höchstgeschwindigkeit: 245 km/h
Antrieb: Allrad
Leergewicht: 2.230 kg
Grundpreis: 76.300 Euro

Anmerkung zur Fototechnik

Die künstlerischen Nachtaufnahmen wurden von Tibor Konta und Stephan Weissflog als „Lightpainting“ umgesetzt. Dafür wurde das Fahrzeug im Dunkeln leicht angestrahlt. Während einer Langzeitbelichtung wurde mit einer Race-Drohne, auf die ein LED-Strahler montiert war, spiralförmig um das Fahrzeug gekreist. Wie man sich vorstellen kann, benötigt die sehr viel Fingerspitzengefühl und nicht nur einen Versuch. De Ergebnisse sprechen jedoch für sich. Mehr Infos unter: www.facebook.com/rocknrotor.

Fotos: Stefan Mothes, Tibor Konta, Stephan Weissflog, Audi AG

03. April 2019

Weitere Beiträge zu diesen Themen

Zurück

Weitere Artikel zu Reisen

Reisebericht: Israel - Zu Besuch im Heiligen Land

mehr lesen >>

Fahrbericht: Dodge Viper SRT

mehr lesen >>

Reisebericht: Finnland´s Norden – Winterwunderland, Schneeflocken und Schlittenhunde

mehr lesen >>

Westfield Super Seven

mehr lesen >>

Reisebericht: Irlands Westküste

mehr lesen >>