Warum viele Sportler keine Schmerzmittel mehr schlucken wollen
Jeder Sprint, jedes Training und jeder Wettkampf hinterlassen Spuren im Körper. Viele greifen deshalb regelmäßig zu Schmerzmitteln. Das Problem dabei ist, dass diese Medikamente auf Dauer abhängig oder sogar krank machen können.
Immer mehr Athletinnen und Athleten wollen das nicht mehr hinnehmen. Sie suchen nach sanfteren Wegen und finden sie in alternativen Methoden. Darunter auch ein Thema, das früher tabu war, heute aber neue Aufmerksamkeit bekommt: die kontrollierte Nutzung von medizinischem Cannabis.
Klassische Schmerzmittel – wirksam, aber riskant
Im Sport helfen Schmerzmittel oft schnell. Sie lindern akute Beschwerden und ermöglichen es Athleten, weiter zu trainieren. Doch genau das ist Teil des Problems.
Denn wer über längere Zeit auf Medikamente wie Ibuprofen, Diclofenac oder gar Opiate setzt, riskiert langfristige Schäden an den Organen, das sagt auch die AOK. Sie erhöhen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und sie können sogar abhängig machen.
Gerade im Leistungssport sehen wir immer wieder, wie Schmerzmittel fast zum Alltag gehören. Manche Athleten berichten, dass sie vor jedem Wettkampf zur Tablette greifen, weil es irgendwie zur Routine geworden ist.
Ein Bericht des ARD-Doping-Redaktionsteams brachte 2020 erschreckende Zahlen ans Licht: Rund 83 Prozent der Bundesliga-Spieler greifen regelmäßig zu Schmerzmitteln. In manchen Fällen wurden sie sogar prophylaktisch oder zur Leistungssteigerung als eine Art Doping genommen, also ohne akute Schmerzen.
Die Deutsche Schmerzgesellschaft stellt fest: „Zu viele Fußballspieler forcieren ihre Karriere durch die Einnahme von Schmerzmittel, um die Schmerzgrenze zu überwinden. Vier von 10 Top-Spielern schlucken vor jedem Spiel Schmerzpillen.“
Und noch ein Beispiel aus dem Deutschen Ärzteblatt: „Angeregt durch diese Erfahrungen, wurden 1 024 Teilnehmer des diesjährigen Bonn-Marathons vor dem Start zu ihrem Medikamentenstatus befragt. Mehr als 60 Prozent der Befragten bekannten, schon vor dem Start zur Schmerztablette gegriffen zu haben.“
Mediziner schlagen deshalb schon länger Alarm. Sie warnen vor der „Tablettenkultur“ im Sport. Besonders gefährlich wird es, wenn Schmerzmittel Symptome unterdrücken und Sportler so weitertrainieren, obwohl der Körper eigentlich Ruhe braucht. Die Folge ist dass Verletzungen schlechter heilen oder sich sogar noch verschlimmern.
Viele Athleten erkennen mittlerweile: Der kurzfristige Gewinn durch Schmerzmittel rechtfertigt nicht die langfristigen Schäden. Deshalb wächst das Interesse an anderen Wegen, Schmerzen zu behandeln, also ohne Nebenwirkungen oder Abhängigkeit.
Alternative Wege und neue Strategien gegen alte Schmerzen
Viele Athleten setzen heute eher auf ganzheitliche Lösungen, um Schmerzen zu lindern. Statt Tabletten greifen sie zu Methoden, die den Körper unterstützen, statt ihn zu betäuben.
Ein zentraler Baustein ist die Regeneration. Wer ausreichend schläft, sich ausgewogen ernährt und auf gezieltes Dehnen oder Mobilisation achtet, spürt oft schon eine deutliche Verbesserung. Auch Eisbad, Massage oder Faszienrolle gehören mittlerweile zur Standardroutine im Profisport.
Doch nicht nur der Körper, auch der Kopf spielt eine ganz entscheidende Rolle. Mentaltraining, Atemtechniken und Stressreduktion helfen dabei, das Schmerzempfinden zu regulieren. Studien zeigen, dass Sportler, die Entspannung bewusst trainieren, seltener zu Schmerzmitteln greifen.
Ein weiteres Thema rückt zunehmend in den Fokus der Sportler, nämlich die Anwendung von medizinischem Cannabis, vor allem in Form der Cannabisblüte. In Deutschland ist sie legal, zumindest unter ärztlicher Aufsicht und auf Rezept. Cannabisblüten werden gezielt bei chronischen oder therapieresistenten Schmerzen eingesetzt.
Man darf dies jedoch nicht mit Cannabis zum Freizeitkonsum verwechseln. Es handelt sich hierbei um standardisierte Präparate mit definiertem Wirkstoffgehalt. Für Leistungssportler kann das eine echte Alternative sein, insbesondere, wenn andere Mittel nicht mehr helfen oder zu viele Nebenwirkungen haben.
Wichtig ist: Die Behandlung erfolgt individuell und unter Kontrolle eines Arztes. Der Einsatz muss sportrechtlich und medizinisch sauber geregelt sein. Immer mehr Profis berichten offen über ihre Erfahrungen und tragen so dazu bei, dass das Thema immer weiter aus der Tabuzone rückt.
Fazit: Verantwortung statt Routine
Schmerz und Sport sind eng miteinander verbunden – aber Schmerzmittel müssen nicht dazugehören. Immer mehr Athleten erkennen, dass der Körper kein Werkzeug ist, das man einfach immer wieder unsachgemäß repariert, sondern fachkundig warten muss. Wer langfristig gesund bleiben will, braucht ganzheitliche Methoden, gezielte Erholung und individuelle medizinische Lösungen. Auch neue Ansätze wie der medizinisch kontrollierte Einsatz von Cannabisblüten zeigen, dass es Alternativen gibt. Sie ersetzen keine ärztliche Betreuung, bieten aber Spielraum für eine verantwortungsvolle Behandlung. Jede Therapie gehört in professionelle Hände. Nur dann können Sportler sicher und wirksam Schmerzen behandeln, ganz ohne in die Abhängigkeit zu rutschen.
Foto: Unsplash
13. November 2025