Unterwegs

Reisebericht: Uganda

Zu Besuch bei „Regenmacher“ Ruwenzori

Reisebericht Uganda

Nach einer kurzen Nacht sitze ich im Auto und fahre durch eine wunderschöne grüne Landschaft, immer dem Westen entgegen. Ich passiere viele kleine Ortschaften, die mit ihren freundlichen Bewohnern und den zahlreichen Obst- und Gemüseständen zum Schlendern einladen. Die Temperatur liegt bei angenehmen 28°C. Bis zu meiner Unterkunft in Fort Portal ist es noch ein ganzes Stück zu fahren. Ein Lächeln breitet sich über mein Gesicht aus, ich freue mich auf die kommenden Tage. Mein geliebtes Afrika hat mich wieder…

Gemeinsam mit einer kleinen Gruppe von abenteuerlustigen Reisenden wollen wir in den nächsten Tagen eine Trekkingtour im Ruwenzori Gebirge unternehmen und dabei den dritthöchsten Berg Afrikas, die Margherita Spitze, besteigen. Bereits zum zweiten Mal nehme ich den Gipfel in Angriff. Im Jahr 2005 durfte ich schon einmal den Berg über den wunderschönen Central Circuit erklimmen. Dieses Mal soll es über eine andere, recht neue Route, den Kilembe Trail, zur Spitze gehen. Die Route ist angeblich noch schöner – ich bin gespannt. Am frühen Morgen geht es auf in das kleine Örtchen Kilembe. Hier treffen wir unsere Trekkingmannschaft bestehend aus Trägern, Köchen und Guides, die uns die kommenden neun Tage begleiten werden. Wir erhalten eine ausführliche Einweisung und können es kaum erwarten, endlich zu starten. Den Berg haben wir bis dahin leider noch nicht gesehen. Er ist im starken Dunst und hinter Wolken verborgen. Nicht umsonst wird das Ruwenzori Gebirge auch als „Der Regenmacher“ bezeichnet.

Das Trekkingabenteuer beginnt

Nun geht es endlich los. Von Beginn an ist die Landschaft eine Augenweide. Wir bewegen uns durch dichten Regenwald, überqueren reißende Flüsse sowie Hängebrücken und durchwandern eine Landschaft wie aus dem Film „Tarzan“. Durch die hohe Luftfeuchtigkeit und die Anstrengung beim Anstieg kommt man gerade auf der ersten Etappe ziemlich ins Schwitzen. Der Körper stellt sich aber schnell auf Bewegung um und das tut gut. Nach ca. 800 Höhenmetern erreichen wir die erste Hütte – Sine Camp auf 2.580 m. Alle Hütten sind mit Doppelstockbetten ausgestattet und bieten einen angenehmen Komfort. Wie auch bei anderen Trekkingtouren kocht das Team für uns und serviert neben einer leckeren Suppe auch eine köstliche warme Mahlzeit. Bevor wir alle ab 20:30 Uhr die Bettruhe genießen, bekommen wir beim abendlichen Briefing die Anweisung, ab dem nächsten Tag nur noch Gummistiefel zu tragen. Dies ist auch unbedingt nötig, denn dort, wo es fast täglich regnet und kein Asphalt vorhanden ist, sind die Wege demensprechend nass und schlammig. Aber nur aufgrund der Nässe und Feuchtigkeit konnte sich die traumhaft üppige Vegetation entwickeln. Dies ist auch einer der Gründe dafür, eine Tour im Ruwenzori Gebirge zu unternehmen. Nur ca. 900 Gäste bereisen jährlich diesen Park, den Gipfel erklimmen jedes Jahr etwa 400 Gäste.

Matsch, Gummistiefel & mystische Märchenlandschaft

Ab jetzt müssen wir uns stetig auf den Weg konzentrieren. Unsere Guides gehen vornweg. Bei ihnen sieht alles ganz leicht aus, sie scheinen regelrecht über den Schlamm „zu fliegen“. Wir dagegen sinken immer tiefer in den Matsch ein. Zwischendurch balancieren wir über Bretter und Äste, die teilweise sehr glitschig sind. Hat man das Pech, sich auf dem Holz nicht mehr halten zu können, versinkt man wadentief im Schlamm. Und dort wird der Gummistiefel förmlich angesaugt und man muss etwas kämpfen, um den Fuß mit dem Stiefel wieder heraus zu bekommen. Um uns herum baut sich ein Märchenwald auf und dicke Moospolster ummanteln die Äste wie flauschige Kissen. Lange Bartflechten schaukeln im Wind und Nebelschwaden ziehen vorbei. Kleine Regenschauer begleiten uns täglich. Nach weiteren 900 Höhenmetern und einer Wanderung von ca. sieben Stunden erreichen wir das zweite Camp Mutinda. Auch hier erwarten uns neue Hütten. Den Folgetag meistern wir ebenfalls gut, werden wir doch nun immer besser im „Schlammlaufen“. Auch die überall wachsenden Elefanten-Grasbüschel, die den Namen ihrer mächtigen Größe verdanken, werden von uns mit guter Balance in die Wegführung einbezogen.

Wir laufen nun durch einen Garten von Lobelien und Senezien, die als Solitärpflanzen aus dem Sumpf bis zu 5 m Höhe wachsen. Es ist ein Traum! Ich bleibe oft stehen, genieße die traumhafte Landschaft und versuche mit meiner Kamera alles in Bildern festzuhalten. Unsere Pausen müssen wir im Stehen machen, da man sich aufgrund der Nässe nicht hinsetzen kann, auch wenn das Gras noch so grün und weich aussieht. Neben der „Schlammtechnik“ müssen wir uns auch noch auf die stetig wachsende Höhe einstellen und unser Tempo gleichmäßig langsam regulieren. Ziel ist es, so wenig wie möglich Kraft zu verlieren und nicht Höhenkrank zu werden.

Über Pässe, durch Täler und Senezien Wälder

Das Bugata Camp erwartet uns auf etwas über 4.000 m Höhe inmitten einer grandiosen Felslandschaft. Zu unserer freudigen Überraschung gibt es hier oben sogar einen kleinen Ofen. Auch wenn das feuchte Holz nicht so gut brennt, ist die Wärme eine Wohltat und trocknet zudem unsere nasse Kleidung. Dazu bekommen wir wieder ein leckeres Essen und einen warmen Tee. Gestärkt geht es nun über den Bamwanjara Pass auf 4.450 m Höhe. Regen und dichte Wolken hüllen uns am Pass ein und wir steigen zügig durch einen Senezien Wald in ein wunderschönes Tal ab. Hier kommt auch wieder die Sonne etwas heraus. Wir sind jetzt auf der Westseite des Gebirges und können bis zu den Siedlungen im Kongo schauen. Vom Kongo aus wäre eine Besteigung ebenfalls möglich, allerdings ist hier die politische Lage etwas schwieriger. Trotz dessen ist Kongo für uns der Sinnbegriff für das schwarze und mystische Afrika. Endlich erreichen wir das Camp 4, Butawa, traumhaft gelegen mit Blick ins Tal und zum Mt. Baker sowie zum Stanley Massiv. Abends wird es nun richtig kalt – wir sind alle froh, ganz schnell in unsere Schlafsäcke zu kommen. Nach einer erholsamen Nacht mit etwa zehn Stunden Schlaf, gehen unsere Blicke nun öfters zu den ab und an herauslugenden Spitzen des Stanley Massivs. Doch wir müssen uns noch etwas in Geduld üben. Beim Marsch zum Kitandara See wird es nochmals richtig schlammig. Dafür liegt der See in einer traumhaften Landschaft. Ab hier kenne ich den Weg, denn am See kreuzt der Central Rundweg unsere Kilembe Route.

Es geht weiter stetig bergauf bis zum Scott Elliot Pass, unterwegs teilweise durch undurchdringlichen Senezien Bestand. Am Pass werden wir von dichten Nebel und einer absoluten Stille eingehüllt. Die gebotene Langsamkeit lässt den Gedanken freien Lauf. Am Nachmittag erreichen wir das in den Felsen gelegene Margherita Camp auf 4.485 m Höhe. Nun frischt der Wind auf und es schneit. Auch das ist Afrika, nicht nur glühende Hitze und Wildtiere in der Savanne. Es ist der letzte Abend vor dem Gipfelanstieg. Kurz vor dem Abendessen bekommen wir nochmals eine kleine Anleitung für die Benutzung der Fixseile. Unsere Guides checken zudem die Bergausrüstung. Die ganze Gruppe ist aufgeregt und ich bin sehr gespannt, wie weit der Gletscher im Vergleich zu meiner 1. Tour zurückgegangen ist und welche Strecke Morgen zum Gipfel genommen wird.

Der Gipfel ruft

Wir starten noch in der Nacht um 4:00 Uhr. Die Bedingungen sind alles andere als optimal, denn der Fels ist mit einer dünnen Eisschicht überzogen und das Laufen wird zum Balanceakt. Nach ca. zwei Stunden und 40 Minuten erreichen wir die Gletscherzunge. Diese hatten wir damals bereits nach eineinhalb Stunden erreicht. Man auch hier: die Gletscher schrumpfen rapide. Wir legen die Steigeisen an und steigen steil in drei Seilschaften über diesen ersten Gletscher. Danach folgt ein Ab- und Aufstieg über eine Felskante, ehe es auf das obere Gletscherfeld geht, welches uns in Richtig Gipfel führt. Links schaut nun aus den Wolkenfetzen die Alexandra Spitze heraus, rechts sind einmalig schöne Eisformationen zu sehen, welche vom Wind geformt worden sind. Ein letztes Felsstück und dann ist es geschafft. Erschöpft stehen wir auf der tief vereisten Margherita Spitze auf 5.109 m!

Glücklich und erschöpft zurück ins Tal

Es ist ziemlich kalt und so machen wir uns schnell auf den Rückweg. Auch der Abstieg erfordert höchste Konzentration. Der Nebel ist nun aufgerissen und wir sehen unsere Wegstrecke. In unserer Schlafhütte stärken wir uns kurz, bevor wir direkt weiter bis zum Butawa Camp absteigen. Eigentlich sind alle hundemüde und möchten nur noch schlafen. Aber es ist wichtig weiter abzusteigen, da man sich in geringerer Höhe besser erholt. Endlich im Butawa Camp eingetroffen, brennt bereits der Ofen, um uns zu wärmen, bevor wir in einen tiefen Schlaf fallen. Mit frischen Kräften steigen wir nun weiter über eine neue Strecke ab. Auch diese ist wieder sehr schlammig, aber die Landschaft ringsherum entschädigt für alles. Via dem Kopello und dem Bugata Seen geht es weiter zum Bugata Camp. Auch hier fängt es wieder an zu regnen. Der weitere Abstieg führt nun über den Olive Pass am Mt. Weissmann vorbei sowie an kleinen Flüssen, Felssteilwänden und Wasserfällen entlang. Nun wird es langsam wieder wärmer, ab und an hören wir Sunbird Vögel zwitschern. Wir passieren das Kiharo Camp im Bergregenwald und der Weg ist nur zu erahnen. Wir springen und hüpfen, taumeln, rutschen und wanken – der Schlamm raubt einem manchmal die Nerven. Trotzdem, die Landschaft ringsherum ist mystisch und wunderschön. Die Kamera steht bei mir seit Beginn der Tour nicht still, denn so eine traumhafte Landschaft sieht man nur hier. Erschöpft erreichen wir am Nachmittag das Samalira Camp auf 3.170 m. Bunte Turaco Vögel fliegen um uns herum und die Wolkenschauspiele sind beeindruckend. So beschließen wir den letzten Abend am Berg und freuen uns auf die Zivilisation.

Abschlussfeier und Fazit

Der restliche Abstieg über ca. drei Stunden ist zwar steil, aber der Boden ist hier fast trocken und gibt unseren normalen Laufstil frei. Nach dem Austragen aus dem Parkbuch wandern wir durch den Ort Kilembe, vorbei an Schulen und am Fußballplatz mit Kühen zum Trekkers Hostel. Hier erwartet uns nicht nur unser Fahrer, sondern auch ein kühles Bier. Bei der gemeinsamen Abschlussfeier mit unseren Trägern, Köchen und Guides werden die Urkunden an die Gäste überreicht. Als perfekten Abschluss dieser Uganda Reise lockt nun noch eine individuelle Safari durch die Nationalparks Ugandas, wo Gorillas, Schimpansen oder auch die typisch Ostafrikanische Savanne mit einmaligen Tierbegegnungen lockt. Mein Fazit zum Ende der Reise: eine anstrengende, aber traumhaft schöne Bergtour abseits des Massentourismus. Der Kilembe Trail ist dabei für mich eine etwas schönere Alternative zum bekannten Central Circuit. Mit einer guten konditionellen Vorbereitung kann ich dieses einmalige Gebirge mit der extremen Pflanzenvielfalt einfach nur wärmstens empfehlen.

Fotos, Text: Peter Kiefer / AT Reisen

07. Februar 2018

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